IT-Security-Experten präsentieren im Rahmen des CIS Compliance Summit 2022 Strategien gegen Cyber-Attacken auf Betriebstechnologie.
Foto: Anna RauchenbergerKlaus Veselko, Geschäftsführer CIS, Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security im AIT, Thomas Bleier, CIS-Auditor und Geschäftsführer B-SEC better secure, Erich Dröscher, Expert Security Manager Raiffeisen Bank International (v.l.)Die Sicherheit der Operational Technology (OT) stand am 20. September 2022 im Mittelpunkt des CIS Compliance Summits im Austria Trend Hotel Savoyen in Wien. Das Thema gewinnt zunehmend an Brisanz, da die Betriebstechnologie von Industriebetrieben, Stromkonzernen, Spitälern und anderen Einrichtungen immer mehr in den Fokus von Cyber-Kriminellen rückt.
„Die Angreifer suchen bei ihren Zielobjekten immer nach den schwächsten Stellen. Daher braucht es zur Abwehr unbedingt Gesamtkonzepte, welche IT- und OT-Security integrieren, und nicht nur punktuelle Maßnahmen“, erklärte CIS-Geschäftsführer Klaus Veselko in seiner Eröffnungsrede vor rund 250 Fachbesuchern. „Früher war OT-Security kaum ein Thema, weil es keine Betriebstechnologie gab, die mit dem Internet verbunden war. Heute hängen alle Computer und nahezu jede Maschine an Unternehmensnetzwerken und diese wiederum im Internet“, so Veselko weiter. Daher stelle jedes Gerät eines Industrieunternehmens, Krankenhauses, Stromkonzerns oder jeder anderen Organisation ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar, das auch strategisch geschützt werden muss.
Security of Everything
17 Speaker aus Wirtschaft und Wissenschaft teilten auf der Bühne ihre Erfahrungen zu diesem und weiteren brandaktuellen Security-Themen und erklärten, „warum das Internet of Everything gleichzeitig Security of Everything“ braucht. Bei der erstmals ganztägig durchgeführten Veranstaltung wurde den Teilnehmenden außerdem ein breites Rahmenprogramm aus Networking mit 16 Ausstellern in der Innovation Zone, zwei Keynotes sowie die „Lange Nacht der Security“ geboten.
Wie Digitalsysteme sicherer werden
Keynote-Speaker des Events war Helmut Leopold, Leiter des Center for Digital Safety & Security (DSS) beim AIT (Austrian Institute of Technology). Der Experte verwies unter anderem auf die spezifischen Merkmale von Betriebstechnologien: „Ein Flugzeug kann beispielsweise nicht einfach freitagabends upgedatet werden, wie das in der Büro-IT gängige Praxis ist. Remote-Wartungen über das Internet sind daher im OT-Bereich weitverbreitet, wobei das in der Regel zwar kostengünstiger ist, aber auch anfällig für Cyber-Attacken macht.“
Um Digitalsysteme generell sicherer zu gestalten, plädiert Leopold unter anderem für die Umsetzung folgender Punkte: Digitale Systeme sollten von vornherein so gebaut werden, dass sie widerstandsfähig gegenüber Cyber-Angriffen sind. Auch der Einsatz künstlicher Intelligenz sei für die Abwehr von Cyberangriffen sehr effektiv. Für gezielte Schutzmechanismen sollte zudem ein stärkerer internationaler Daten- und Informationsaustausch stattfinden. Und ein weiterer wichtiger Ansatz ist nicht zuletzt die Bewusstseinsbildung und Schulung der Mitarbeitenden.
Foto: Anna RauchenbergerModerator und Keynote-Speaker Tom Walek zeigte Parallelen zwischen seiner Expedition zum Südpol und der Business-Welt aufGuidelines auf dem Weg zur OT-Security
Genereller Tenor der Veranstaltung war, dass punktuelle Maßnahmen im Bereich OT-Security völlig unzureichend sind. Als wichtige Guidelines auf dem Weg zu einem umfassenden Sicherheitskonzept haben sich Normen bewährt. Herzstück im Bereich der industriellen Automatisierungstechnik ist die Normenreihe IEC 62443, wie Thomas Bleier, Geschäftsführer von B-SEC better secure und Auditor der CIS, betonte, der in diversen Normungsgremien aktiv ist: „Die IEC 63442 dient in ihrem Bereich als Referenz für den Stand der Technik. Relevant ist das beispielsweise bei Ausschreibungen, Verhandlungen oder auch Gutachten. Weiters gibt es derzeit europäische Aktivitäten, um Sicherheitszertifizierungen für IT-Produkte zu etablieren. Die IEC 62443 wird vermutlich als Grundlage für Zertifizierungsschemata in diesem Bereich dienen“, so Bleier.
Eckpfeiler der Gesamtstrategie
Auch Zertifizierungen nach der internationalen Norm für Informationssicherheit ISO 27001 sind für viele Unternehmen mittlerweile fester Bestandteil ihrer Strategie geworden. Erich Dröscher, Expert Security Manager bei der Raiffeisen Bank International (RBI), zeigte sich am Rande des CIS Compliance Summits vom Nutzen überzeugt: „Der Vorteil der ISO 27001-Zertifizierung liegt für die RBI darin, durch einen unabhängigen Nachweis über ein professionell geführtes Informationssicherheitsmanagementsystem das Kundenvertrauen in unsere Dienstleistungen weiter zu stärken. Die externe Sicht auf unser Unternehmen stellt einen Eckpfeiler unserer Gesamtstrategie dar, um den kontinuierlichen Verbesserungsprozess weiter zu forcieren.“
Schutzmaßnahmen müssen praxisgerecht sein
Das Branchenevent wurde von einer etwas anderen Keynote abgerundet: Der österreichische Moderator Tom Walek deckte in seinem Vortrag „Im Wettlauf mit der Zeit“ die Parallelen zwischen seiner Expedition zum Südpol und der Business-Welt auf. Grundtenor seines Vortrags: Betriebe, die bereits Opfer einer Cyberattacke waren, kennen den Wettlauf gegen die Zeit nur zu gut und wissen über die Wichtigkeit schneller, gut durchdachter und praxisnaher Schutzmaßnahmen Bescheid. Zudem braucht es ein gut eingespieltes Team, das genau weiß, was zu tun ist.